Artportfolio für Lothar Wolleh

Limitierte Stückzahl, Necdet Yildirim, Work / Atelier

Lothar Wolleh wurde als erster von vier Söhnen der alleinstehenden Arbeiterin Else Martha Wolleh in Berlin-Wedding geboren. Die Kriegsjahre verbrachte er in Berlin. Die Bombenangriffe der Alliierten, insbesondere der Tod der Familie des Onkels als auch seine Beteiligung „im letzten Aufgebot“ im Endkampf um Berlin im April und Mai 1945 haben Zeit seines Lebens tiefe psychische Spuren hinterlassen.

Wolleh studierte trotz großer finanzieller Schwierigkeiten von 1946 bis 1947 in der Klasse für Elementarlehre und gegenständliche Malerei bei Ernst Rudolf Vogenauer an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.

Von Dezember 1947 bis Oktober 1949 lebte er in „Boys Town“ in Bad Vilbel, einem von der US Arme unterhaltenen Lager für entwurzelte junge Deutsche, welches auf dem Ansatz von Pater Edward Flanagan basierte. Wenige Monate nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er im Juli 1950 durch die sowjetische Besatzungsmacht verhaftet und durch ein Sondergericht „OSO“ (Fernurteil aus Moskau) wegen angeblicher Spionage und Diversion nach Artikel 58.6 und 58.9 des StGB der RSFSR zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Bis 1956 war Wolleh im Arbeitslager Workuta in der UdSSR wo er Zwangsarbeit in einem Kohleschacht leistete. 1956 konnte Wolleh, aufgrund Konrad Adenauers erfolgreichen Verhandlungen über Heimkehr deutscher Kriegsgefangener, nach Berlin zurückkehren.[1] Die Folter nach der Verhaftung sowie die harten Haft- und Arbeitsbedingungen im Kohleabbau hinterließen körperliche Schäden und post-traumatische Störungen.[2][3] Gleichzeitig begründete Workuta seinen ersten Kontakt mit der Fotografie und eine mythische Verehrung des Lichtes.

Nach seiner Freilassung absolvierte er von 1956 bis 1957 eine Ausbildung im Lette-Verein, einer Berufsfachschule für Fotografie, Grafik und Mode in Berlin. Ein mehrmonatiges Erholungsprogramm des Weltkirchenrats für kriegsgeschädigte Jugendliche, das ihm im Jahr 1958 einen Aufenthalt auf der schwedischen Insel Gotland ermöglichte, begründete bei ihm eine lebenslange Zuneigung zu den Menschen und der Landschaft dieser Region. Von 1959 bis 1961 studierte Wolleh an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Zu seinen Lehrern gehörte der Fotograf Otto Steinert.

Ab 1962 bis zu seinem Tode lebte und arbeitete er in Düsseldorf als freischaffender Fotograf. Zunächst war er vorwiegend in der Werbung tätig und wandte sich später seinem künstlerischen Werk zu. 1964 heiratete er seine Frau Karin. Sein Sohn Oliver kam 1965, seine Tochter Anouchka im Jahre 1966 zur Welt. 1979 verstarb Lothar Wolleh nach einem Asthmaanfall in London, nachdem er Henry Moore porträtiert hatte. Sein Grab befindet sich auf Gotland.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als freier Mitarbeiter für die Werbeagentur TEAM, der auch Helmut Newton angehörte, avancierte Wolleh zu einem der bekanntesten und teuersten Mode-, Werbe- und Porträtfotografen der Bundesrepublik. Zu seinen Kunden gehörten bekannte Unternehmen wie die Deutsche BundesbahnTchibo oder Volkswagen. 1965 porträtierte er Ludwig Erhard für die Kampagne zur Bundestagswahl.

Cover von Das Konzil. II. Vatikanisches Konzil. Lothar Wolleh, Stuttgart 1965

In den Jahren 1962 bis 1965 fotografierte Wolleh in Rom das Zweite Vatikanische Konzil. Unter Mitwirkung von Pater Emil Schmitz SJ wurde Wollehs erstes Fotobuch Das Konzil. II. Vatikanisches Konzil, 1965 im Belser-Verlag, veröffentlicht. 1975 illustrierte er die Botschaft des Papstes Paul VI anlässlich des Heiligen Jahres in der Farbfotofolianten mit dem Titel der päpstlichen Bulle Apostolorum Limina (Belser-Verlag). Dieses Werk mit seinen Unschärfen und Verwischungen, stellt eine radikale Weiterentwicklung der Wollehschen Farbfotografie dar, wie sie sich bei dem ersten Farbband "Konzil" andeutete.

1969 reiste Wolleh für mehrere Monate durch die Sowjetunion. Die auf dieser Reise entstandenen Fotografien fanden Eingang in den 1970 erschienenen Bildband UdSSR – Der Sowjetstaat und seine Menschen, den er zusammen mit Heinrich Böll und Valentin Katajew im Belser Verlag veröffentlichte.

Cover von Art Scene Düsseldorf. Lothar Wolleh, Stuttgart 1972.

Auf Anregung seines Freundes, des deutschen Malers und Objektkünstlers Günther Uecker, begann Wolleh ab 1967 systematisch insgesamt über einhundert international bekannte Maler, Bildhauer und Aktionskünstler zu porträtieren. Ab den 1970er Jahren arbeitet Wolleh kaum noch als Werbefotograf und widmete sich fast ausschließlich seiner Serie der Künstlerporträts, in der er zunächst die mit ihm bekannten Künstler der Düsseldorfer Szene fotografierte, darunter Heinz MackOtto PieneJoseph Beuys und Gerhard Richter. Bald weitete sich sein Projekt aber über die Grenzen des Rheinlands auf ganz Europa aus mit Schwerpunkten wiederum auf die ZERO Gruppe oder den Nouveau Réalisme.

Aus den daraus entstandenen Porträtserien entstanden mehrere umfangreiche Fotobuch-Projekte und Kooperationen mit Künstlern. 1970/1 entstand der Band „Uecker“ in der Edition Artifex in einer Auflage von 530. 1972 erstellte Wolleh den Film Schwarzraum-Weißraum zu der gleichnamigen Aktion von Günther Uecker. 1978 entstand die Uecker Mappe „Zum Zeichen der Schrift oder die Sprachlosigkeit“ mit Fotos von Lothar Wolleh, die von Uecker teilweise übermalt worden sind. Die bemalten Fotografien sind u. a. die Vorlagen für das 1979 nachfolgende Auflagenwerk gleichen Titels. 1970 fotografierte Wolleh die Aktion Filz-TV von Joseph Beuys, die von Gerry Schum auf Film beziehungsweise Video aufgenommen wurde.[1] 1972 entstand der Foto-Band Art Scene Düsseldorf, welcher durch Multiples der Künstler begleitet war.[4]

Mehrere Buch- und Kunstmappen Projekte blieben unvollendet, so ein Band zu Lucio FontanaJan Schoonhoven, „Art Scene Düsseldorf No. 2“ mit Arbeiten u. a. zu Dieter RothStefan WewerkaKlaus Rinke, sowie die Dokumentation über das „Trauerbankett“ der Gruppe Nouveau Réalisme anlässlich ihrer Auflösung in Mailand 1970. Der Bildband „Männer der Wirtschaft“, in dem Firmengründer und Manager der führenden bundesdeutschen Unternehmen porträtiert wurden, konnte wegen befürchteter Angriffe durch die Rote Armee Fraktion nicht veröffentlicht werden. Weitere Projekte waren das Unterwasserbuch, das Beuys und Wolleh gemeinsam geplant hatten und für das Wolleh die 51 formatfüllenden Bilder erstellte. Die Aufnahmen entstanden beim Aufbau der Beuys-Ausstellung im Moderna Museet in Stockholm 1971.

Zwischen 1977 und 1979 erfolgten mehrere Aufenthalte in Polen. in den Wolleh bis zu seinem Tod an den unvollendeten Foto-Bänden Die schwarze Madonna von Tschenstochau und Schloß Wawel arbeitete. In dieser Zeit entstanden auch zahlreiche Porträts der polnischen Avantgarde.[1]

Lothar Wolleh verfolgte in seinem Werk eigenwillige gestalterische Prinzipien, die seinen Porträts eine unverwechselbare Handschrift verleihen. Seine Arbeiten sind durch einen klaren oftmals streng symmetrischen Bildaufbau präzise konzipiert und inszeniert. Die porträtierten Personen sind meist als Ganzfigur auf der senkrechten Mittelachse in der oberen Bildhälfte platziert. Oft steht die Kamera auf den Boden oder nahe am Boden, sodass dieser fast die gesamte untere Bildhälfte einnimmt, eine Sockelfunktion erhält und eine klare Horizontlinie die Bildfläche gliedert.[5] Als ein weiteres Charakteristikum gilt die Schwarz-Weiß-Fotografie, im Rahmen eines grundsätzlich quadratischen Formats. Insgesamt porträtierte Lothar Wolleh 109 Künstler.

Editionen für Ostkreuz Fotografen Agentur. Portfoliomappe, NY

Necdet Yildirim, Neo Craft, graphisches Kunsthandwerk

Diese Agentur trägt den Namen OSTKREUZ. Es ist der Name eines Berliner Bahnhofes,
der in seiner Form an eine Windrose erinnert, weil sich in ihm die Linien aller Himmelsrichtungen treffen.
Als sich im Herbst 1990 sieben Männer und Frauen zusammenfanden, um eine Agentur der Fotografen zu gründen,
gaben sie ihr jenen Namen. Sie beschrieben damit ihren Standort, den Osten,in dem es eben noch ein Land gegeben
hatte, zu dessen bedeutendsten Fotografen sie gehörten. Sie bezeichneten damit aber auch einen Punkt, das
Kreuz, von dem aus man in jede Richtung aufbrechen kann.

Heute ist OSTKREUZ die erfolgreichste von Fotografen geführte Agentur in Deutschland. Ihr gehören zweiundzwanzig Fotografen an.
Fast jeder von ihnen ist für seine Arbeit bereits mit nationalen oder internationalen Preisen ausgezeichnet worden.
Sie kommen aus allen Teilen dieses Landes und auch aus anderen Ländern. 
Jeder von ihnen sieht mit anderen Augen auf die Welt, jeden interessiert etwas anderes an ihr, jeder bricht in eine eigene Richtung auf.
Aber es gibt einen Punkt, von dem sie dabei alle ausgehen und in dem sie sich stets wieder treffen. Dieser Punkt heißt OSTKREUZ.
OSTKREUZ, das ist eine Herangehensweise. Es bedeutet, herangehen an die Wirklichkeit. In ihr das Material finden, mit dem man arbeitet.
Bei dieser Arbeit den Kern der Dinge erkennen, ihn abbilden und in diesem Abbilden ehrlich bleiben.
Es bedeutet, eine Haltung entwickeln zur Wirklichkeit und diese an ihr überprüfen,
ohne dass sich das eine dem anderen unterordnen muss.
OSTKREUZ, das heißt, aufrichtig zu sein, nicht mehr und nicht weniger.